Mit den 6 Prinzipien der Überzeugung zu mehr Erfolg im Business
Es ist nicht einfach, Kundinnen und Kunden oder auch Geschäftspartner:innen vom eigenen Produkt oder Service, dem eigenen Unternehmen oder der eigenen Plattform zu überzeugen. Der US-Psychologe Robert Cialdini gilt als DER Experte auf dem Gebiet der Überzeugung im Marketing und erarbeitete bereits 1984 die „6 Prinzipien der Überzeugung“, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben. Hier erfahren Sie, wie Sie diese Prinzipien für Ihr Business nutzen können und welche Risiken Sie dabei beachten sollten.
Artikelübersicht
- Verhaltensmuster für die Überzeugung nutzen
- Wer ist Robert Cialdini?
- 1. Das Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität)
- 2. Das Liking-Prinzip (Sympathieprinzip)
- 3. Das Prinzip der Autorität
- 4. Das Prinzip der sozialen Bewährtheit (Social Proof)
- 5. Das Prinzip der Knappheit
- 6. Das Prinzip der Konsistenz
- 7. (Bonus) Das Prinzip der Zusammengehörigkeit
Verhaltensmuster für die Überzeugung nutzen
Menschen folgen mehr oder weniger bewusst gewissen Verhaltensmustern. Im Marketing und der Werbung wird versucht, genau bei diesen Verhaltensmustern anzusetzen und so Kundinnen und Kunden vom Kauf zu überzeugen. Dabei können die sechs Prinzipien der Überzeugung nach Cialdini helfen.
Robert Beno Cialdini ist ein US-amerikanischer Psychologe, Forscher und Professor für Psychologie und Marketing an der Universität von Arizona. Sein Buch „Die Psychologie des Überzeugens“, das 1984 erschien, verkaufte sich über drei Millionen Mal und wurde in 30 Sprachen übersetzt. Das Fortune Magazin nahm es in die Liste der fünf besten Bücher fürs Business auf. Seine 6 Prinzipien der Überzeugung hat er für das „klassische“ Marketing entwickelt, jedoch werden sie heutzutage auf das Online-Marketing übertragen. 2016 erarbeitete er dann noch ein weiteres Prinzip und fügte es den bestehenden hinzu.
1. Das Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität)
„Wie du mir, so ich dir“. Mit dieser Phrase wird das Prinzip der Gegenseitigkeit auf den Punkt gebracht. Die Reziprozität beschreibt, dass Menschen ihr Gegenüber so behandeln, wie sie von diesem behandelt werden. Das Gleiche passiert auch, wenn ihnen jemand einen Gefallen tut. Denn Menschen wollen nicht in der Schuld des Anderen stehen und versuchen daher, den Gefallen zu erwidern oder ein erhaltenes Geschenk mit einem Gegengeschenk zu begleichen. Dabei geben sie oft sogar mehr zurück, als sie erhalten haben.
Chance
Sie können das Prinzip der Reziprozität nutzen, um Ihren Kundinnen und Kunden oder Geschäftspartner:innen zu einer Handlung zu bewegen. Wenn Sie beispielsweise einen Webshop betreiben, können Sie einer Bestellung im Webshop eine Gratisprobe beifügen. Ihre Kundinnen und Kunden freuen sich über die Aufmerksamkeit und es steigt die Chance, dass sie wieder bei Ihnen einkaufen. Im Online-Marketing können Sie ebenfalls in Vorleistung gehen. Zum Beispiel, indem Sie Ihrer Zielgruppe nützlichen Content in Form von Artikeln, Blogs oder Videos bereitstellen. Ihre Nutzer:innen bekommen etwas von Ihnen, ohne etwas dafür getan zu haben. Da Sie damit das Verhaltensmuster der Gegenseitigkeit ansprechen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Kundinnen und Kunden zum Dank Ihren Newsletter abonnieren, Ihnen auf Ihren Social-Media-Kanälen folgen oder häufiger Ihre Webseite besuchen.
Risiko
Auch wenn es in der „Natur“ des Menschen liegt. Wer in Vorleistung geht, lebt mit dem Risiko, dass nichts zurückkommt. Sie bieten Ihren Nutzer:innen reichlich nützlichen Content und verschicken fleißig Gratisproben, doch die erhoffte Resonanz bleibt aus? Dieses Risiko können Sie leider nicht ganz ausschließen. Daher sollten Sie ab und zu überprüfen, ob Ihre Marketingstrategie auch wirklich den gewünschten Erfolg bringt.
2. Das Liking-Prinzip (Sympathieprinzip)
Menschen, die sympathisch sind, können andere leichter überzeugen. Ob wir jemanden sympathisch finden, hängt von mehreren Faktoren ab. Wenn uns jemand ähnlich ist, dann wirkt diese Person automatisch sympathischer als andere. Vertrautheit, Lob und Anerkennung verstärken diesen Effekt. Körperlich attraktive Menschen wirken auf uns sympathisch und werden zudem mit weiteren positiven Eigenschaften wie Erfolg und Ehrlichkeit in Verbindung gebracht. Aus diesem Grund werden in der Werbung oftmals Stereotypen eingesetzt, mit denen sich eine breite Masse identifizieren kann.
Chance
Versuchen Sie sympathisch auf Ihre Zielgruppe zu wirken. Wählen Sie passende Identifikationsfiguren aus, um das Vertrauen der Zielgruppe zu gewinnen. Dabei können Ihnen Personas helfen. Wie Sie passende Personas erstellen können und was Sie dabei beachten sollten, verrät Ihnen unsere Expertin im Video:
Risiko
Wenn Sie es mit der Sympathie übertreiben und versuchen, Ihre Kundinnen und Kunden zu sehr zu bezirzen, dann wirkt das schnell unglaubwürdig. Denn wenn alles zu perfekt und „glattgebügelt“ aussieht, wirkt dies auf Ihre Zielgruppe aufgesetzt und nicht sympathisch. Im schlimmsten Fall leidet darunter Ihr Image und Sie gelten als arrogant oder abgehoben.
Ein Schutz, der Sie überzeugt!
Mit den Prinzipien von Robert Cialdini können Sie Ihre Marketingmaßnahmen anpassen und Ihre Kundinnen und Kunden genau da ansprechen, wo sie am besten abgeholt werden. So können Sie Ihre Aufträge steigern, mehr Produkte verkaufen oder mehr Conversions erzielen. Doch wie dargestellt birgt jedes Prinzip neben seinen Chancen auch Risiken. Falsch verwendete Trustsiegel oder Kundenreferenzen, Datenschutzverstöße oder Shitstorms in sozialen Netzwerken – gerade im digitalen Business sind Fehler schnell passiert und trotz aller Vorsicht oft nicht zu vermeiden.
Mit einer Berufshaftpflichtversicherung über exali.at sind Sie im Fall von Rechtsverletzungen (zum Beispiel gegen das Marken- und Urheberrecht, Wettbewerbsrecht oder die DSGVO) und daraus resultierenden Abmahnungen umfassend abgesichert. Im Falle einer Abmahnung prüft der Versicherer auf eigene Kosten, ob die Forderung berechtigt ist. Unberechtigte Forderungen werden abgewehrt und berechtigte Schadenersatzforderungen bezahlt.
Wenn auch Sie einen Versicherungsschutz möchten, der mit der Zeit geht, dann zögern Sie nicht und rufen Sie uns an unter der +49 (0) 821 80 99 46-0 (Erreichbarkeit: Montag bis Freitag von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr).
3. Das Prinzip der Autorität
Das Prinzip der Autorität bedeutet, dass wir Menschen in „Machtpositionen“ eher glauben, als Menschen, die eine niedrigere Stellung haben. Wir lassen uns von Autoritäten gerne belehren und somit auch überzeugen. Als solche Autoritäten gelten im Alltag beispielsweise Polizist:innen oder auch Ärztinnen und Ärzte. Im Online-Marketing können sogenannte Trustsiegel als Autorität dienen.
Chance
Nutzen Sie Autoritäten, um Vertrauenswürdigkeit auszustrahlen. Entweder Sie erarbeiten sich selbst einen Expertenstatus, zum Beispiel durch Fachartikel, Vorträge und Studien, oder Sie setzen auf externe Expertinnen oder Experten, beispielsweise Influencer:innen. Diese genießen in ihrer Community ein hohes Ansehen und damit eine hohe Glaubwürdigkeit. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Trustsiegeln. Wenn eine externe Prüfstelle eine Webseite unter die Lupe nimmt und mit einem Siegel die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit der Seite bestätigt, dann lassen sich unsichere Kundinnen und Kunden damit überzeugen.
Risiko
Bei der Werbung mit Prüfsiegeln gibt es einiges zu beachten. Zum Beispiel müssen Ihre Kundinnen und Kunden erkennen können, wer was wann geprüft hat. Wenn Sie beispielsweise ein Trustsiegel für ein Produkt erhalten und Sie verändern dieses nur minimal, kann es sein, dass Sie dann mit dem Siegel nicht mehr werben dürfen. In diesem Artikel der it-recht-kanzlei, erfahren Sie, was Sie bei der Werbung mit Prüfsiegeln beachten müssen. Wenn Sie sich für Influencer-Werbung entscheiden, dann suchen Sie die passenden Influencer:innen sorgsam aus. Sie müssen unbedingt zu Ihnen, Ihrer Branche und Ihrer Zielgruppe passen. Influencer:innen, die für alles Mögliche Werbung machen sind wenig glaubwürdig.
Worauf es beim Thema Influencer-Marketing ankommt und warum es sich auf für kleine Unternehmen oder Start-Ups lohnt, hat exali-Gründer Ralph Günther in diesem Blog-Artikel zusammengefasst:Influencer-Marketing für kleine Unternehmen und Start-ups
4. Das Prinzip der sozialen Bewährtheit (Social Proof)
Chance
Nutzen Sie die Gruppendynamik zu Ihren Gunsten. Wenn Sie ein Produkt sehr oft verkauft haben, überzeugen Sie damit auch potenzielle neue Kundinnen und Kunden. Denn wenn das Produkt von den Käufer:innen als schlecht empfunden würde, dann wären die Verkaufszahlen nicht so gut. Nutzen Sie diesen Vorteil aus und zeigen Sie Ihren Kundinnen und Kunden oder Geschäftspartner:innen, wie viele Produkte Sie bereits verkauft haben, wie viele Follower Sie in sozialen Netzwerken haben oder für welche renommierten Kundinnen und Kunden Sie bereits arbeiten durften.
Wie sich Kundenbewertungen als Marketing-Tool einsetzen lassen und was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel:8 Tipps, wie Onlinehändler:innen Bewertungen für sich nutzen können
Risiko
Kundenbewertungen können Ihr Business voranbringen. Aber auch hier lauern Risiken. Bei einer Kundenbewertung werden immer auch persönliche Daten erhoben und verarbeitet. Nicht erst seit der DSGVO ist dabei besondere Vorsicht geboten. Bei kleinsten Fehlern drohen Abmahnungen oder Post von der Datenschutzbehörde.
Auch wenn die Wenigsten auf solche Ideen kommen, möchten wir an dieser Stelle erwähnen: Gekaufte oder gefälschte Kundenbewertungen stellen einen Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht dar, es drohen Abmahnungen! Außerdem ist der Image- und Vertrauensverlust nicht wiedergutzumachen, wenn Ihre Kundinnen und Kunden davon erfahren.
Gute Referenzen oder positive Bewertungen sind ein ausgezeichnetes Aushängeschild, um neue Kundinnen und Kunden oder Auftraggeber:innen zu akquirieren. Was Sie beim Thema Kundenreferenzen beachten sollten, haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst: Kundenreferenzen veröffentlichen – das gibt es rechtlich zu beachten!
5. Das Prinzip der Knappheit
Knappe Güter empfinden wir als besonders wertvoll. Denn der Mensch hat die Grundangst eine Gelegenheit zu verpassen. Wenn Güter nur in begrenzter Anzahl oder nur eine bestimmte Zeit verfügbar sind, dann wecken sie die Begierde der Menschen. Verstärkt wird der Effekt noch zusätzlich, wenn wir dabei mit anderen Menschen im Konkurrenzkampf stehen.
Chance
Was der Mensch nicht haben kann, das will er umso mehr. Nutzen Sie den „Jagdtrieb“ Ihrer Kundinnen und Kunden und steigern Sie den „Wert“ Ihrer Ware, indem Sie sie verknappen. Möglich ist hierbei eine zeitliche Begrenzung (Zum Beispiel „Angebot gilt nur heute“) oder eine Begrenzung der vorhandenen Menge (Zum Beispiel „nur noch 100 Stück verfügbar“). Den Konkurrenzkampf können Sie entfachen, wenn Sie beispielsweise auf der Webseite anzeigen, wie viele Nutzer gerade den Artikel beobachten.
Risiko
Wenn Sie eine Mengenangabe in Ihrem Webshop einblenden, dann sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die gezeigte Zahl auch tatsächlich dem Lagerbestand entspricht. Falsche Angaben sind abmahnbar und können teure Schadenersatzforderungen nach sich ziehen. Auch zu ungenaue Angaben wie „nur für kurze Zeit“ sind unzulässig und können abgemahnt werden.
6. Das Prinzip der Konsistenz
Laut Cialdini haben wir alle ein tiefes Verlangen danach, konsequent zu sein. Entscheidungen, die wir einmal getroffen haben und Standpunkte, die wir gesetzt haben, prägen uns ein Leben lang. Es widerstrebt dem Menschen, die eigenen Werte zu verraten. Wir wollen unseren Prinzipien treu bleiben und lassen uns nur schwer von anderen Werten überzeugen.
Chance
Wenn Sie die Werte und Prinzipien Ihrer Kundinnen und Kunden kennen, dann wissen Sie auch, wie Sie sie überzeugen können. Die Menschen bleiben bei dem, was sie schon kennen. Stichwort Gewohnheit. Wenn Sie also wissen, dass Ihre Zielgruppe Entscheidungen auf emotionaler Basis trifft, dann können Sie diese gezielt mit emotionalen Inhalten ansprechen.
Risiko
Wenn Sie nicht wissen, welche Werte Ihre Zielgruppe hat, dann können Sie diese auch nicht gezielt ansprechen. Eine falsche Ansprache kann zum Absprung der Kundinnen und Kunden oder Auftraggeber:innen führen. Aber nicht nur die Werte Ihrer Zielgruppe können zum Problem werden. Ihr Unternehmen steht ebenfalls für gewisse Werte und Prinzipien. Wenn Ihre Handlungen diesen Werten widersprechen, kann dies Ihrer Glaubwürdigkeit schaden und im schlimmsten Fall einen „Shitstorm“ in sozialen Netzwerken oder auch weiterführenden Medien nach sich ziehen. Oder würden Sie einem Energieversorgungs-Unternehmen glauben, das mit ökologischen und erneuerbaren Energien wirbt, gleichzeitig aber Wälder fällt, um Braunkohle abzubauen?
7. (Bonus) Das Prinzip der Zusammengehörigkeit
Prinzipien und Grundlagen bleiben nicht stehen, sie entwickeln sich weiter. Cialdini hat ebenfalls weiter an seinen sechs Prinzipien gearbeitet und ein weiteres hinzugefügt. Beim Prinzip der Zusammengehörigkeit entsteht die Überzeugung durch eine Gruppenzugehörigkeit. Ähnlich wie von Menschen, die wir sympathisch finden, lassen wir uns von Mitgliedern einer Gruppe, zu der wir gehören, leichter beeinflussen. Eine solche Gruppe kann der Freundeskreis, die Familie, ein Verein, eine Stadt oder auch eine Religionsgemeinschaft sein.
Chance
Wenn Sie bei Ihrer Zielgruppe ein „Wir“-Gefühl erzeugen können, dann steigen Ihre Chancen, die Mitglieder dieser Gruppe zu überzeugen. Dieses Prinzip eignet sich besonders, wenn Sie eine bestimmte Nische bedienen oder wenn Sie regional tätig sind.
Risiko
Wenn Sie sich auf eine bestimmte Gruppe festlegen, schließen Sie damit gleichzeitig auch viele (potenzielle) Kundinnen und Kunden aus. Denn wer sich nicht zur besagten Gruppe zugehörig fühlt, wird sich nach einer passenderen Alternative umsehen.
Jan Mörgenthaler hat seit 2017 viel mit Freiberuflern und Freiberuflerinnen in verschiedenen TV-Formaten gearbeitet. Er steht regelmäßig vor und hinter der Kamera, kümmerte sich ehrenamtlich um das Marketing eines Gaming Vereins und weiß aufgrund dieser Erfahrungen genau, welche Themen Freelancer umtreiben.
Wenn er bei exali Artikel beisteuert, drehen sich diese meist um IT- und Cyberrisiken.