9 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen
Nachhaltigkeit ist nicht erst seit gestern ein riesengroßes Thema. Konsument:innen kaufen bewusster ein, suchen nach nachhaltigen Alternativen und bevorzugen Unternehmen, die umweltbewusst arbeiten. Das Thema zieht immer größere Kreise. Von der Herkunft der Ware über die Verarbeitung bis hin zur Logistik legen Kundinnen und Kunden vermehrt großen Wert darauf, dass ihr Konsum den ökologischen Fußabdruck nicht unnötig vergrößert. Dieser Wunsch erstreckt sich mittlerweile auch auf die Verpackung von Produkten. Aus diesem Grund haben wir unseren Tipps für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen einen weiteren Punkt hinzugefügt.
Tipp 1: Klare Kommunikation zu nachhaltigen Verpackungen erwünscht
Wer hat nicht schon einmal in freudiger Erwartung die lang ersehnte Online-Bestellung in Empfang genommen, nur um diese dann erst einmal aus etlichen Schichten Papier und Plastik zu schälen? Am Ende bleiben ein großer Berg Müll und der Gedanke: Was für eine Verschwendung! So ergeht es laut einer Studie des Consulting-Unternehmens Simon-Kucher & Partners offenbar immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten.
- Von 1.001 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern kaufen 31 Prozent ganz bewusst Produkte mit einer nachhaltigen Verpackung.
- 66 Prozent wünschen sich, direkt auf der Verpackung über die Nachhaltigkeit informiert zu werden, 20 Prozent informieren sich lieber direkt am Regal beziehungsweise im Onlineshop.
- Auch Zertifikate sind für 30 Prozent der Verbraucher:innen interessant.
- Das größte Interesse besteht an den Themen Herstellung und Recycling (je 37 Prozent).
Diese Zahlen zeigen deutlich: Kundinnen und Kunden wünschen sich eine klare Kommunikation des Mehrwerts nachhaltiger Verpackungen – je einfacher und direkter, desto besser.
Auch im Onlinehandel bestehen Möglichkeiten, der Verpackungsflut zumindest ein wenig beizukommen. Der Online-Fashion-Händler Zalando geht mit gutem Beispiel voran und verschickt seine Ware nur noch in FSC-zertifzierten, recycelbaren Papiertaschen. Die Kartons holt das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit ebenfalls in die Neuzeit. Nach dem Abschied vom weißen Design, erhalten sie nun einen braunen Reycling-Look. Die Aufdrucke erfolgen mit wasserbasierter Tinte.
Das sollten Onlinehändler:innen beachten
Die Wünsche Ihrer Kundschaft sind das Eine, die Vorgaben des Gesetzgebers das Andere. Laut § 411 Handelsgesetzbuch (HGB) hat die/der Absender:in Ware nicht nur so zu verpacken, dass sie vor Verlust und Schäden geschützt ist, sondern sie/er ist auch verpflichtet, die Ware zu kennzeichnen, „soweit dessen vertragsgemäße Behandlung dies erfordert“.
Das ist nicht nur aus juristischer Sicht sinnvoll. Auch Sie als Unternehmer:in werden Ihre Vorteile aus der korrekten Kennzeichnung Ihrer Güter ziehen, denn auf diese Weise vermeiden Sie die falsche Behandlung (zum Beispiel das Herumwerfen zerbrechlicher Ware), falsche Auslieferungen und den Verlust von Qualität. Die Vorteile im Überblick:
- Sie verhindern Transportschäden
- Weniger teure Reklamationen
- Vereinfachte Arbeitsabläufe
Herstelleranschrift
Das Produktsicherheitsgesetz schreibt außerdem die Angabe der Herstelleranschrift auf Produkten beziehungsweise (sollte das nicht möglich sein) auf der Verpackung vor (§ 6 Abs. 1 ProdSG). Wie so oft sieht die Gesetzgebung aber auch hier einige Ausnahmen vor, die mit spezialgesetzlichen Bestimmungen geregelt werden. Das gilt unter anderem für gebrauchte Ware, Futtermittel sowie lebende Tiere und Pflanzen.
Diese Vorgabe erhält auch Relevanz für Händler:innen, denn sitzt die/der Hersteller:in nicht im europäischen Wirtschaftsraum, muss die- oder derjenige, die/der die Ware dort in Verkehr bringt, Name und Kontaktdaten auf dem Produkt oder der Verpackung anbringen. Beachten Sie also stets, ob Ihre Ware ordnungsgemäß gekennzeichnet ist, auch wenn Sie sie vielleicht nicht selbst herstellen.
Tipp 2: Geschäftskonto bei einer nachhaltigen Bank
„Grüne“ Banken wickeln ihre Geldgeschäfte ökologisch, fair und ethisch ab, sie investieren nicht wie viele große private Geschäftsbanken in Atom- und Kohlestrom oder in Rüstungsgeschäfte. Ethische Banken unterstützen die Energiewende und schließen Investitionen in Gentechnik, Tierversuche oder Umweltzerstörung aus. Wer sein Geschäftskonto also bei einer grünen Bank unterhält, trägt zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei. Leider sind in Österreich – anders als in Deutschland oder der Schweiz – nachhaltige Banken noch wenig vertreten. Laut eines Berichts von fondsprofessionell.at gibt es in Österreich nur eine ausgewiesene Spezialbank, nämlich das Bankhaus Schelhammer & Schattera.
Tipp 3: Bäume pflanzen mit jeder Suchanfrage
Wenig Aufwand, große Wirkung: Wechseln Sie Ihre Suchmaschine und durchsuchen Sie das Web ab sofort statt mit Google mit Ecosia. Denn die Suchmaschine verwendet die Einnahmen aus den Suchanfragen, um Bäume zu pflanzen. Über 123 Millionen Bäumen hat Ecosia nach eigenen Angaben schon gepflanzt. Weiterer Pluspunkt: Ecosia verkauft keine Daten an Werbetreibende, verwendet kein Tracking von Drittanbietern und anonymisiert alle Suchdaten innerhalb einer Woche.
Tipp 4: Auf Ökostrom setzen und Energie sparen
Entgegen weit verbreiteter Meinung ist Ökostrom im Schnitt nicht teurer als normaler Strom. Im Gegenteil: Laut einer Auswertung der Bundesnetzagentur spart ein Stromkunde durchschnittlich zwei Cent pro Kilowattstunde, wenn er von seinem Grundversorgungsvertrag zu einem Ökostrom-Vertrag wechselt. Achten Sie bei einem Wechsel aber unbedingt darauf, dass es sich um einen vertrauenswürdigen Ökostromanbieter handelt. Denn es gibt leider auch viele schwarze Schafe, die sich als „öko“ tarnen, es aber nicht wirklich sind. Vertrauenswürdige Anbieter sind in Österreich beispielsweise easy green Energy, AAE Naturstrom, Care Energy oder Naturkraft.
Neben einem ökologischen Stromanbieter ist auch eine energiesparende Büroorganisation wichtig. Dazu gehören energiesparende Geräte (Notebooks, Kopierer, Drucker etc.), eine sparsame Nutzung und eine energieeffiziente IT-Infrastruktur (PDF: Leitfaden für eine nachhaltige IT-Infrastruktur). Zum Beispiel verbrauchen Laptops bis zu 70 Prozent weniger Strom als Computersysteme mit Tower. Wer zusätzlich die Einstellung so wählt, dass Geräte nach einigen Minuten der Nichtbenutzung in den Stand-by-Modus schalten, spart zusätzlich – nicht nur Energie sondern auch Kosten.
Tipp 5: Nachhaltig einkaufen im Unternehmen
Auch bei der Wahl von Lieferanten sowie bei Einkäufen und Bestellungen für Ihr Unternehmen sollten Sie das Thema Nachhaltigkeit im Blick haben. Bestellen Sie Ihr Büromaterial bei nachhaltigen Anbietern (zum Beispiel panda-office.at oder memo.de aus Deutschland). Informieren Sie sich über die Herkunft und die Transportwege der Waren, die Sie bestellen. Geben Sie Druckaufträge an Unternehmen, die auf Recyclingpapier drucken und setzen Sie auf robuste und langlebige Materialien, anstatt günstig aber dafür ständig neu einzukaufen. Bestellen Sie Fair-Trade-Kaffee für die Kaffeeküche, nutzen Sie umweltfreundliche Putzmittel, bauen Sie Wasserfilter ein, sparen Sie Papier ein, … Der nachhaltigen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Tipp 6: Homeoffice und der Verzicht auf Geschäftsreisen schonen die Umwelt
Homeoffice, Remote Work und keine Geschäftsreisen: Während der Coronakrise müssen Unternehmen bestehende Prozesse überdenken und ihre Arbeitsweise ändern. Und das hilft der Umwelt: Weniger Berufsverkehr, weniger Reisen und damit weniger CO2. Die Initiative nachhaltig.digital hat anhand einer eigenen eintägigen Veranstaltung errechnet, dass eine virtuelle Videokonferenz mit 166 Teilnehmer:innen circa 69 Kilogramm CO2 verursacht, die gleiche Konferenz physisch durchgeführt würde dagegen ganze 52 Tonnen produzieren. Ein Gutachten des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) hat bereits 2019 ergeben, dass über 850.000 Tonnen CO2 eingespart werden können, wenn weitere 10 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland einen Tag in der Woche aus dem Homeoffice arbeiten würden (Quelle: gemeinsam-digital.de).
Auch für die Zeit nach Corona gilt: Denken Sie vor einer Dienstreise darüber nach, ob diese wirklich notwendig ist, oder ob sie auch durch ein digitales Meeting ersetzt werden kann. Wenn Reisen unumgänglich sind, fahren Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln und vermeiden Sie Flugreisen.
Tipp 7: Grüne Unternehmenskultur etablieren
Wenn Sie in Ihrem Unternehmen und in Ihrem Büroalltag einige dieser Dinge umsetzen, haben Sie schon viel erreicht. Wichtig ist jedoch, dass Sie das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Unternehmenskultur verankern und bewusst danach handeln. Dazu gehört auch, dass Sie (falls vorhanden) Ihre Mitarber:innen ins Boot holen. Machen Sie allen im Unternehmen bewusst, dass Ihnen eine nachhaltige Unternehmenskultur wichtig ist und kommunizieren Sie alle Maßnahmen transparent. Rufen Sie Ihre Mitarbeiter:innen dazu auf, selbst Ideen beizusteuern und belohnen Sie umweltfreundliches und nachhaltiges Handeln. Zum Beispiel:
- Stellen Sie Diensträder oder bezuschussen Sie diese
- Bezuschussen Sie Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr
- Belohnen Sie Mitarbeiter:innen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen (zum Beispiel mit einem Dienstrad)
- Fördern Sie privates Engagement für die Umwelt, beispielsweise mit einem zusätzlichen Urlaubstag
- Setzen Sie auf spritsparende Firmenfahrzeuge oder E-Mobilität
- Führen Sie nachhaltige Teamevents durch (zum Beispiel Teilnahme am World Cleanup Day) oder rufen Sie einen Nachhaltigkeitstag ins Leben, an dem Sie gemeinsam etwas für die Umwelt tun oder einen Vorschlag eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin umsetzen.
Tipp 8: CO2 Emissionen kompensieren
Wenn Sie noch mehr tun wollen, können Sie freiwillig den CO2 Ausstoß Ihres Unternehmens kompensieren. Das heißt, Sie gleichen Ihre Emissionen durch den Kauf von Zertifikaten aus, mit denen dieselbe Emissionsmenge durch Klimaschutzprojekte kompensiert wird. Laut einer Umfrage des Bitkom in Deutschland tut dies bereits jedes vierte kleinere Unternehmen (20 bis 99 Miarbeiter:innen), bei großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen sind es bereits 40 Prozent. Hier finden Sie dazu Informationen von ClimateAustria. Dort können Sie auch den CO2-Ausstoß Ihres Unternehmens berechnen.
Tipp 9: Nachhaltigkeit im Onlinehandel
Eine Umfrage von YouGov im Auftrag von Trusted Shops für Deutschland ergab 2019, dass 60 Prozent der Verbraucher:innen Wert auf Nachhaltigkeit beim Onlineshopping legen. 86 Prozent bevorzugen eine ökologische Liefermethode, 41 Prozent sind bereit, dafür auch mehr zu bezahlen. Die Branchenriesen haben den Trend erkannt: Amazon plant, bis zum Jahr 2040 CO2-neutral zu werden und bis 2025 alle Betriebsabläufe mit 100 Prozent erneuerbaren Energien zu versorgen. Zalando berichtet, dass seit 2019 ihr eigenes Geschäft sowie alle Lieferungen und Retouren klimaneutral sind, bis 2023 will das Unternehmen 20 Prozent seines Bruttowarenvolumens mit nachhaltigen Produkten erwirtschaften.
Als Onlinehändler:in können Sie einiges zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Auch hier gilt wie für alle Unternehmen: Jeder kleine Schritt zählt. Sie müssen nicht alles auf einmal umsetzen, es reicht, wenn Ihnen das Thema bewusst ist und Sie mit einigen Maßnahmen starten. Hier einige Ansätze:
- Nutzen Sie ökologische Versandmaterialien, reduzieren Sie die Kartongrößen, fassen Sie mehrere Bestellungen in einer Lieferung zusammen.
- Versuchen Sie Retouren zu vermeiden. Beschreiben Sie Ihre Produkte so genau wie möglich und sorgen Sie für gute Produktfotos, sodass sich Kund:innen ein genaues Bild der Ware machen können, bevor sie bestellen. Dabei kann auch der Einsatz von Technik wie Augmented-Reality oder bestimmten Algorithmen helfen. Darüber hinaus können Sie für Retouren – ggf. auch freiwillige – Gebühren verlangen (kommunizieren Sie dabei transparent, dass Sie dies tun, um die Umwelt zu schonen und Retouren zu vermeiden, das sorgt für mehr Akzeptanz).
- Arbeiten Sie mit klimafreundlichen Versandunternehmen zusammen (Infos zur Initiative NEUTRAL ZUGESTELLT der österreichischen Post).
- Denken Sie auch bei Ihrem Produktsortiment „grün“. Können Produkte ressourcenschonender produziert werden? Können Sie alte Ware zurücknehmen und recyceln? Können Sie Lieferketten verkürzen? Können Sie mit umweltbewussteren Herstellern zusammenarbeiten?
Tipp 10: Nachhaltig handeln – und darüber reden
Natürlich sollten Sie Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz in Ihrem Unternehmen aktiv leben und diese Themen nicht nur angehen, weil es Ihre Konkurrenz macht oder weil Sie Ihr Image verbessern wollen. Aber das heißt nicht, dass Sie über Ihr Engagement nicht sprechen dürfen.
Bringen Sie das Thema Nachhaltigkeit auf Ihre Website und zeigen Sie in einem eigenen Bereich, was Sie bereits umgesetzt haben und welche Ziele Sie sich vornehmen. Geben Sie ruhig offen zu, was noch nicht perfekt läuft und was Sie noch umsetzen wollen – das schafft Transparenz und Glaubwürdigkeit. Wenn Sie konkrete Aktionen, vielleicht auch gemeinschaftlich mit Ihrem Team, durchführen, teilen Sie diese auf Ihren Social Media Kanälen und rufen Sie zum Mitmachen auf. Wenn bestimmte Informationen für Ihre Kund:innen wichtig sind, beispielsweise der umweltfreundliche Versand Ihrer Waren, können Sie diese auch in Ihren FAQ unterbringen.
Bei allen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen gilt aber: Bleiben Sie ehrlich, beschönigen Sie nichts und übertreiben Sie es nicht, das kann Ihnen sonst schnell negativ ausgelegt werden.
Nachhaltigkeit und Employer Branding
Nachhaltiges Handeln fördert übrigens nicht nur ein positives Image und kann Ihnen mehr Auftraggeber:innen und Kund:innen bescheren, sondern hilft Ihnen auch dabei, neue Mitarbeiter:innen zu finden. Denn vor allem jungen Talenten ist Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz immer wichtiger. Laut der „Deloitte Millennial Survey 2018“ gehört Umweltschutz zu den fünf wichtigsten Zielen, für die Unternehmen sich einsetzen sollen, um junge Arbeitnehmer:innen zu begeistern.
Unser Video zur Nachhaltigkeit in Unternehmen:
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Nach einem Volontariat und ein paar Jahren in der Unternehmenskommunikation bin ich nun bei exali als Chefredakteurin in der Online-Redaktion für Content aller Art zuständig.
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